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Flirt nach Ladenschluss |
Es ist immer dasselbe; ich muss so oft Überstunden machen, dass ich immer erst im letzten Moment in dem kleinen Laden an der Ecke eintreffe, auf dem Weg in meine Wohnung, um das Nötigste einzukaufen, damit ich abends auch etwas zu essen und zu trinken, vielleicht sogar zu naschen und zu knabbern habe. Der Besitzer kennt mich schon, und wenn er mich kommen sieht, nachdem mein Bus wieder einmal Verspätung hatte, wartet er manchmal auch, ob ich noch etwas brauche. Nach dem Ende des Ladenschlusses um sechs oder halb sieben muss er ja nicht mehr pünktlich schließen. Er ist ein älterer Mann, der zu allen seinen Kunden unheimlich nett ist und auch nichts gegen einen kleinen Extra-Service hat. Heute bin ich schon wieder zu spät; ich kann nur hoffen, dass er mich von der Bushaltestelle her rennen sieht und mich noch einlässt. Ich habe so gut wie überhaupt nichts mehr im Haus; ohne den Einkauf müsste ich wahlweise entweder verhungern, oder aber mir etwas zu essen kommen lassen. Beides reizt mich nicht sonderlich, denn ich koche eigentlich sehr gerne. Solange ich alles habe, was es dazu braucht ... |
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Ja, noch ist Licht in dem Laden. Bloß merkwürdig; der Besitzer steht nicht wie sonst in der Tür. Das macht er gerne, wartet auf Käufer und hält auch mal ein kleines Schwätzchen mit einem, der vorbeikommt. Aber vielleicht hat er einen Kunden oder eine Kundin zu später Stunde und ist drinnen beschäftigt. Ich beschleunige meinen Schritt und stürze in das kleine Geschäft. Es ist gerade eine Minute vor dem üblichen Ladenschluss hier; das habe ich gerade noch mal geschafft. Noch in der Tür bleibe ich wie angewurzelt stehen. Im ersten Augenblick denke ich, ich bin im falschen Laden gelandet, auch wenn ich die Regale und Schilder wiedererkenne. Der nette ältere Besitzer ist nirgendwo zu sehen. Statt dessen steht ein junger Mann an der Kasse und zieht gerade ein paar Einkäufe meiner Nachbarin ab. |
Sie flirtet dabei ganz unverhohlen mit ihm, lässt ihre Titten wippen, klimpert mit den Augen und lächelt so breit, dass eine U-Bahn quer durchpassen würde. Ich kann es verstehen. Es gibt wenige Männer, die wirklich schön sind, aber dieser ist es. Dunkle, lockige Haare umrahmen ein schmales, fein geschnittenes Gesicht, breite Schultern starten eine verlockende Keilform bis hinunter zu schmalen Hüften, die man sonst bei kaum einem Mann findet, und seine Arme sind zwar muskulös, aber keine dicken Bodybuilder-Arme, auf die ich nun überhaupt nicht stehe. Er hat mich bemerkt und stutzt. Ich werde ganz verlegen unter seinem Blick. Auch wenn ich weiblich schick wie immer aus dem Büro komme, in einem eleganten Kostüm, das dennoch einen Hauch von Sinnlichkeit besitzt, unterstützt durch meine hochhackigen Pumps und eine durchsichtige Bluse, die lediglich wegen der sie zum größten Teil verdeckenden Kostümjacke nicht unschicklich viel enthüllt, bin ich in diesem Augenblick bestimmt nicht gerade der allerschönste Anblick. Durch die Rennerei bin ich ziemlich außer Atem, und aus dem Knoten, zu dem ich meine langen blonden Haare hochgesteckt habe, haben sich etliche Haarsträhnen gelöst. Richtig wild muss ich aussehen. Doch ihm scheint es zu gefallen, wie ich dem Aufblitzen in seinen Augen entnehmen kann. Meine Nachbarin ist sofort abgemeldet bei ihm. |
Anstatt zu gehen, hat meine Nachbarin jedoch anscheinend gerade entdeckt, dass sie beim Einkaufen etwas ganz Wichtiges vergessen hat. Zweimal entdeckt sie das sogar; noch zweimal holt sie noch etwas aus dem Regal und legt es ihm hin, während ich mit dem kleinen orangefarbenen Plastikkorb durch die wenigen engen Gänge laufe und eilig etwas zusammensuche. Dabei folgt mir die ganze Zeit sein Blick, so intensiv, ich spüre es wie einen kleinen brennenden Strahl. |
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Das bringt mich so sehr durcheinander, ich kann meine Gedanken nicht konzentrieren und entscheiden, was ich nachher essen möchte und was ich brauche, um es herzustellen. So ist es am Ende ein wildes Sammelsurium an Produkten, das ich ihm auf die Theke neben der Kasse lege. Er tippt alles ein - RFID mit seiner Piepserkennung der Barcode- Etiketten ist hier in diesem gemütlichen Vorstadtlädchen noch nicht eingeführt -, ohne seine Augen lange Zeit von mir zu lassen. Über meinen gesamten Körper streifen sie wie liebkosende Hände. Oder vielmehr wie zärtliche Lippen ... Dabei sagt er kein Wort, sieht mich nur an. "Was - was ist denn mit dem Besitzer - er ist doch nicht etwa krank?" frage ich endlich, um das Schweigen zu unterbrechen, das meine Vorstellung zum Kreiseln bringt und mich daran denken lässt, wie das wohl ist, wenn seine Finger nicht über die Tasten der altmodischen Kasse fliegen, sondern über meine Brüste. Oder noch besser, wenn ich seine Lippen auf den meinen spüre; oben oder gerne auch weiter unten ... "Oh nein", antwortet er. "Er musste heute nur zu seiner Tochter. Die zieht gerade um und brauchte Hilfe." Eigentlich hatte ich ja gehofft, er sagt mir in Zusammenhang mit der Antwort, wer er ist, und in welcher Beziehung er zum Besitzer steht, damit ich ihn finden kann, wenn ich mich von meiner Verwirrung ausreichend erholt habe, der ständig intensiver werdenden Hitze in mir Taten folgen zu lassen und ihn um ein Date zu bitten. Momentan fehlt mir der Mut dazu. Ich bin einfach zu durcheinander, zu erregt. |
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Ach was, beruhige ich mich - notfalls kann ich immer den Besitzer fragen, wer er ist; er wird es mir schon sagen. Ich bezahle - hier zahlt man übrigens noch mit Bargeld, nicht mit Karte -, und unterdessen packt er meine Einkäufe in zwei Tüten. Auf einmal sieht er mich noch intensiver an als die ganze Zeit schon. "Haben Sie noch einen anderen Wunsch?" fragt er, seine Stimme verführerisch tief und rau. "Oh ja, das habe ich", antworte ich, bevor ich nachdenken kann, und dabei gleitet mein Blick über seine Lippen, seinen männlichen Brustkorb bis zu der Stelle zwischen seinen Beinen. Dieser Blick sagt ihm ganz deutlich, er gefällt mir ebenso sehr, wie ich ihm zu gefallen scheine. Er geht zur Tür - sprachlos starre ich ihm nach, meine zwei Tüten noch auf der Theke - und wendet das Schild um, auf dem sonst offen oder geschlossen steht, dreht den Schlüssel im Schloss. Dann kehrt er zu mir zurück. "Und womit kann ich sonst noch dienen?" fragt er mich schelmisch. Ich werde es ihm schon zeigen, womit er mir noch zu Diensten sein kann; und mein Abendessen kann warten, wie ich finde. |
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